Wer wir sind – was wir wollen
Als sich einige Künstler/innen im Raum Wiesbaden im Jahr 1950 zu einer Gruppe zusammenschlossen, war ihr Anliegen, sich gemeinsam im schwierigen Nachkriegsumfeld zu behaupten, nicht dagegen, eine
regelrechte „Schule“ oder künstlerische Doktrin zu begründen. Sie wollten sich vielmehr weitgehende künstlerische Freiheit für ihre eigene Entwicklung bewahren, Freiheit vor allen Dingen von
Gängelung, wie sie sie als Künstler/innen im Dritten Reich erfahren hatten, Freiheit aber auch von Markt- und Stilkonjunkturen.
Gruppenbildung war in den Nachkriegsjahren nicht unüblich, aber dass die Künstlergruppe50 Wiesbaden sich als einzige bis heute lebendig weiterentwickelt hat, liegt daran, dass sie, abgesehen von
grundlegenden Anforderungen an Qualität und Authentizität, ein hohes Maß an künstlerischer Individualität und an Vielfalt von Ausdrucksformen zulässt. So praktizieren ihre Mitglieder einen
respektvollen Austausch über Auffassungen und Techniken: Abstraktion steht neben Gegenständlichem, Malerei und Grafik ergänzen sich mit Fotokunst, Plastik und Installationen. Diese Interaktion
ist möglich, da
es sich um eine Stadtgruppe handelt, deren Mitglieder in Wiesbaden und im näheren Umfeld der Stadt leben und arbeiten und sich so zu regelmäßigen Gruppentreffen zusammenfinden. Gemeinsam werden
Ausstellungen geplant und organisiert, und zwar vorwiegend in Partnerstädten von Wiesbaden z.B. San Sebastian, Klagenfurt, Görlitz, Wroclaw, (Breslau), Fatih/Istanbul, Berlin-Kreuzberg,
Gent.
Über die Aufnahme neuer Mitglieder wird gemeinsam beraten und entschieden. Zu den inzwischen verstorbenen Gründern der Gruppe gehört die Malerin und Galeristin Christa Moering, Ehrenbürgerin der
Stadt Wiesbaden, nach der heute ein Kunstpreis (Christa-Moering-Stipendium) der Stadt benannt ist. Sie hat die Gruppenkultur geprägt, bei der jedes Mitglied seine eigene künstlerische
Schaffensweise besitzt, die es kreativ weiterentwickelt, und bei der die Auseinandersetzung in der Gruppe ein betriebsames, konkurrierendes Miteinander bewirkt, das immer wieder zu neuen
Schöpfungen anregt, unabhängig von der gerade aktuellen Konjunktur auf dem Kunstmarkt.