2010 Klagenfurt, österreich








Text: Petra von Breitenbach, anläßlich der Ausstellung der Künstlergruppe50 Wiesbaden in der Alpen-Adria Galerie in Klagenfurt 2010 zusammengestellt:

 

Die Wurzeln:

 

Vielleicht könnte man von „Wahlverwandtschaften“ sprechen, bei den Mitgliedern der Künstlergruppe50 Wiesbaden, denn es gibt bei vielen einen gemeinsamen geistigen Stammbaum.

Dieser  Zusammenhalt resultiert aus der Tatsache, dass die Schulen, aus denen etwa die Hälfte der Mitglieder stammen, einen gemeinsamen Bezug  haben, die Wurzeln dieser Schulen reichen bis in die Baushauszeit (entstanden aus den Kunstgewerbeschulen, die reformiert wurden und dem Werkbund, Vorläufer in England Mitte 19.JH William Morris)

Bauhaus: 1919 – 1933 Walter Gropius Weimar/ Dessau, Schule für Architektur, Design und Kunst:

(https://www.bauhaus-dessau.de/de/geschichte/das-bauhaus-in-dessau.html)

 

Folgende  Zusammenhänge gibt es da:

Christa Moering und Heinz Rudi Müller- die Hauptgründungsmitglieder der Künstlergruppe50 besuchten die Kunstgewerbeschule in Stettin, waren in der Klasse von Vincent Weber (Malerei und Grafik). Weber war Schüler von Johannes Itten und Oskar Schlemmer (Bauhaus)

Itten und Schlemmer waren Schüler von Adolf Hölzel, dessen Farb- und Kompositionslehre Vincent Weber an der Kunstgewerbeschule in Stettin und nach dem Krieg an der Wiesbadener Werkkunstschule unterrichtete.  Sie bildete auch die Grundlage von Christa Moerings Unterricht. 

Hannah Becker vom Rath, Kunstmäzenin in Hofheim, war auch Schülerin von Adolf Hölzel und hat C. Moering als Sammlerin und Kunstmäzenin vertreten, und Ausstellungen in aller Welt organisiert.

Wenn man die Kalatoge der GR 50 (1975, 1988, 1990, 2000,2010) durchsieht so stellt man eine interessante Entwicklung fest.

Im Katalog zum 25-jährigen Jubiläum der Gruppe 50 findet man in den Lebensläufen viele die im Sinne des Bauhauses ausgebildet und gearbeitet haben.

Heinz Rudi Müller hatte z.B. ab 1956 ein Atelier für Baugestaltung Mosaik. Jupp Jost hatte eine abgeschlossene Lehre im Malerhandwerk und hat danach am Städel studiert. Er hatte viele öffentliche Aufträge für Arbeiten in Glas, Mosaik und Edelstahl für Schulen, Kirchen, Industrie.  Auch noch im Katalog, der 1988 anläßlich einer Ausstellung in Kleinsassen erschienen ist, findet man Industriedesigner, und unter den Älteren Künstler, die die Staatschule für Handwerk und angewandte Kunst in Weimar besucht haben (Wolfgang Hickmann)

1954 – 1965 war Vincent Weber Direktor der Wiesbadener Werkkunstschule, (vorher Kunstgewerbeschule).  Heinz Rudi Müller und Oskar Kolb unterrichteten ebenfalls dort und zu deren Schülern gehörten

z.B. Arnold Gorski, Myriam Topf-Bernstorff, Swantje v. Bismarck, Renate von Christen, Gisela Großhaus, Helmut Lippert, Anne Esser.

Isanna v. Perbandt und Ellianne Dinnendahl waren am Päd. Fachinstitut und wurden ebenfalls von Heinz Rudi Müller unterrichtet. Christa Moering war Mitgründerin der Wiesbadener Freien Kunstschule (1972), die ebenfalls in der Tradition der Lehren des Bauhauses  steht und heute in der zweiten Generation geleitet wird.

In der Generation der in den 50er Jahren Geborenen kamen  viele aus der privaten Malschule von Christa Moering (Alois Ewen, Petra v.Breitenbach, Bettina Gelhard, Joan Draxler, Bettina Flößner und einige ehemaligen Schüler von Heinz Rudi Müller.

Wer zu Christa Moering kam, hatte meist bereits eine abgeschlossene  Ausbildung (z.B. Grafik-Design, Goldschmiedin, Abschluß Werkkunstschule, Hochschule für Gestaltung Offenbach, Städel Frankfurt/M.)

 

1853 – 1934   Adolf Hölzel

1888 1967   Johannes Itten, Bauhaus (Itten, Schlemmer waren Schüler von A. Hölzel)

1908 – 1976   Otto Ritschel (Lehrer von Anne Esser und Christa Moering)

1902 – *1990  Vincent Weber Kunstgewerbeschule Stettin (V. Weber war Schüler von J. Itten und Oskar Schlemmer und Lehrer von Christa Moering und Heinz Rudi Müller)

 

Werkunstschule Wiesbaden (Direktor Vincent Weber 1954 – 65) (9 Schüler der GR 50 besuchten die Wiesb. Werkkunstschule)

(1893 – 1983) Hannah Becker vom Rath   war auch Hölzel Schülerin, sie wurde später

Sammlerin und Kunstmäzenin u.a. von Christa Moering

1958 gründete Christa Moering (*1916) die Malschule und das Atelier (5 aus der GR 50 kommen aus dieser Schule)

Aber nicht alle kommen aus dieser Tradition:

 

Godula Bornheim hat in Frankreich Bildhauerei studiert, Tom Sommerlatte war an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, Bettina Flößner am Städel und Ursèl Ritter hat an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert, Johannes Ludwig studierte an der  Folkwangschule in Essen, Jaqueline Weigand in USA.

 

Insofern kommen in der Gruppe verschiedene Einflüsse zum Tragen.

 

Inzwischen sind oder waren fast alle auch lehrend tätig an Hochschulen, Privatschulen, Volkshochschulen, Gymnasien, Grundschulen. Die öffentlichen Aufträge sind rar geworden, die Kunsthochschulen und Akademien in der heutigen Zeit vertreten überwiegend die Lehre der nicht angewandten Kunst. Die  heutigen Mitglieder der Gruppe 50 (Stand 2010) beteiligen sich an  Wettbewerben für freie und angewandte Kunst, Kunst im öffentlichen Raum oder Plastik. Arbeiten als Designer, Bauzeichner, Restaurateure, Illustratoren, Professoren für Kunsttheorie und Kunstpädagogen. Sie stellen aus und verkaufen soweit möglich ihre Werke.

 

Die Gruppe besteht aus 24 Mitgliedern, man trifft sich einmal im Monat bei Christa Moering. Sie ist Netzwerk, Auffangbecken für Zeiten des produktiven Nachdenkens, Ort für Ausstellungsplanungen.

Viele Mitglieder sind auch im BBK, alle sind für sich selbst auch aktiv in anderen Zusammenhängen durch Einzelausstellungen oder gemeinsam mit anderen Künstlern die nicht in der Gruppe sind. Der Kontakt ist kollegial bis freundschaftlich. Professionalität, regelmäßiges Kunstudium und –schaffen, Toleranz und Konkurrenz unterschiedlicher Genre und Auffassungen bilden die Grundlage. Kollegiale Beratung oder feed back einzelner oder in Kleingruppen wird praktiziert.